
Die Mediathek lief. Eine Krimiserie zur Morgengymnastik. Da wirkte ein Schauspieler mit, den ich irgendwoher zu kennen glaubte. Diese Augen. Aber es war nicht wie gewöhnlich, also dass man einen Schauspieler einfach so zu (er)kennen glaubt, sondern ich wusste, dass ich mit diesem Gesicht, mit diesem Blick, genau mit diesem dunklen, schönen Augenpaar und den sehr eigenen Nasolabialfalten über eine erinnert längere Zeit einen sehr intensiven, intimen, ja anziehendverstörenden Austausch hatte…Wann war das? Belladonna. Wo? Nur das Bild hatte sich mir eingefräst. Barthes’ Punctum! Das Studium?
Ich recherchierte und fand. Schockiert war ich zu lesen, dass diese Augen mittlerweile für immer geschlossen sind. Dabei war es doch erst neulich? Guntram Brattia. Er spielte/ wir trafen uns am Münchner Residenztheater in Eurydice:: Noir Désir, dieser eigenwilligen Arbeit von Bernhard Mikeska, deren intimer Konfrontation von Schauspieler und Zuschauer ich diese Begegnung verdanke. Guntram Brattia sitzt da in einem Drecksloch und raucht. Er ist ziemlich unfreundlich in dem/ als das, was er da spielt: (im Video ab Minute 1:10) Da sitzt er und wandelt und raucht und schaut und blickt und starrt. Mich an. Euch an.
Nie mehr. Nur noch im Fernsehen.
Jetzt sitzt da das Foto im Kopf. Ein eingefrästes Bild von einem Bild. Raucht und schaut und trägt Vergänglichkeit in sich. Sitzt und wandelt und blickt mich immer noch an wie morgen Du.
So intensiv kann nur Theater wirken. (Oder das Leben)