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Fensterln digital – Kinostart “Safari”

 

fesnterlnGestern Abend hat mal wieder jemand eine Leiter an meiner Hauswand angebracht, um mir ein Ständchen zu singen, um meine Aufmerksamkeit zu buhlen, zu minnen. Das passiert jede Woche mindestens einmal. Gerade in großen Städten wie der bayerischen Landeshauptstadt.
Das Verhalten geschlechtsreifer Großstädter zur Paarungszeit ist merkwürdig. Sie versuchen alle Tricks. Die Leitern im Baumarkt: ständig ausverkauft. Die Mandolinen und Ukulelen im Musikgeschäft: nächstes Lieferdatum auf unbestimmte Zeit verschoben.
Hier weiß man, wie man flirtet. Wie man erobert. München: ein Paradies für Singles … Da braucht es nur ein Fensterl, ein paar Sprossen und eine süße Barkarole. Seufz…
– Ist natürlich totaler Schmarrn. Keine Socke macht sich hier die Mühe mit Leiter und Leier. Weder Mann noch Frau. Sind alle viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt – unsicher, und wenn sie abends aus ihren Büros kommen, geht ohnehin nur noch Netflix und ein Helles. Das ist das Leben in München.
Wie das heute so geht mit der Minne, die man Dating nennt, also digitales Fensterln, und wie es ordentlich daneben geht, wenn man den Algorithmen zu sehr traut, erfährt man in dem neuen Film  „Safari – Match me if you can“  von Rudi Gaul.
Eine Dating-App namens Safari hilft dabei, den oder die oder das Richtige zu finden: für schnelle Nummern, Nachwuchszeugung, Spiel und Spaß und das Ausleben von Fantasien aller Couleur und Akronyme.images-3
In der vergangenen Woche war ich bei der offiziellen Premiere des Kinofilms im Münchner Mathäser-Kino und mochte die Mischung aus (unfreiwilliger) Komik, ernsthafter Thematik, Emanzipation und Verhandeln von Sexismus und Konventionen in Beziehungsfragen. Der handwerklich formidabel gemachte Film ist ein herrlicher Reigen unterschiedlicher Figuren, die alle nur das Eine wollen: nicht allein sein, aber sie selbst bleiben. Auf der kompromisslosen Pirsch sind Piloten, Influencer, Immobilienmakler, Psychotherapeuten, Berufsclowns, Poser und Dating-Coaches in der Single-Hauptstadt München. Leitmotiv ist unter anderem eine Bratwurst à la française.
Für mich ist online-Dating nichts. (Nur als Forschungsgegenstand interessant). Safari – match me if you can aber ist große Klasse! Ich habe viel gelernt, wie’s so zugeht da draußen, weiß jetzt, wie der Hase durch die screens und windows hoppelt und habe mich königlich amüsiert.
Am kommenden Donnerstag, 30. August, ist offizieller Kino-Start
Ich werde den Film noch mal anschauen (wer mehr sieht, sieht mehr).
Schnappt Euch Eure Freunde, Eure Eltern, Eure Liebsten, Euren Schwarm und schaut, schaut, traut, traut, euch an und alles zu!
  • images-2Trailer:
  • Offizielle Website des Films
  • Ohrwurm verdächtiger Titel-Song: Laing
  • Darstellerinnen und Darsteller: Patrick Abozen, Sebastian Bezzel, Justus von Dohnányi, Friederike Kempter, Juliane Köhler, Max Mauff, Sunnyi Melles, Elisa Schlott
  • Regie: Rudi Gaul
  • Drehbuch: Rudi Gaul & Friederike Klingholz
  • Produktion: Rat Pack 
  • Concorde Filmverleih
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Zur Erinnerung: Mein Essay über “Computerliebe”.

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